Volksfest „Hexenverbrennung“
Prozessakten vor der Verwendung als Schuhsohle gerettet
Elmar Perkmann ist ein profunder Kenner der Geschichte der Hexenverfolgung der beginnenden Neuzeit. Als solcher hat er auch im Auftrag von Arno Kompatscher, dem damaligen Bürgermeister von Völs, mit der Schrift „Völser Hexenproszesse“ die Geschichte der unter Leonhard von Völs als Hexen verurteilten Frauen im Gericht von Völs aufgearbeitet. In der Folge hat er sich weiter mit diesem Thema auseinandergesetzt und die Ergebnisse seiner Recherchen am Montag, 10. Juni den Schülern und Schülerinnen der 2. Klassen in den Räumen der Schulbibliothek vorgestellt.
Als erfahrener Lehrer gelang es ihm, dem Publikum das Thema auf spannende Weise näher zu bringen. Er spannte einen Bogen vom kitschigen Klischee der Schlernhexe, wie wir sie heute aus der Tourismuswerbung kennen bis zur tragischen Figur der Angeklagten im Völser Hexenprozess, die auf jeden Fall schrecklicher Folter ausgesetzt war und so oder so dem Tode geweiht.
Die „Hexe“ musste herhalten für Naturkatastrophen wie Dürren und Heuschreckenplagen, für Wetterschäden, Feuersbrünste und Kindersterblichkeit. Dabei war die Fantasie der Ankläger und der Denunzianten äußerst perfide: Mit allem, was von der Kirche verboten war, mit allem, was den Menschen Angst machte, wurden die Frauen in Zusammenhang gebracht.
Waren Gerichtsakten auf Schloss Prösels bei den Bauernaufständen im Jahre 1525 zerstört worden und auch später noch Plünderungen zum Opfer gefallen, so wären die Zeugnisse von den Völser Hexenprozessen fast verloren gegangen, wäre nicht einem Völser Schuster aufgefallen, dass auf dem Leder, das er zur Verarbeitung in die Hände bekommen hatte, ganze Texte geschrieben waren und siehe da, diese Lederteile entpuppten sich als jene Prozessakte aus den Jahren 1506 und 1510, die die Verurteilungen von 9 Frauen belegen.
In Völs waren es hauptsächlich Frauen, die dem Wahn der Hexenjäger zum Opfer gefallen sind: „Die Forschung aber belegt“, so Elmar Perkmann, „das 46 % der Opfer der in ganz Europa grassierenden Hexenverfolgung Männer gewesen sind.“
Eine Hexenverbrennung können die historischen Dokumente nicht belegen. So können nur Mutmaßungen über den Ort der als Volksfeste inszenierten Verbrennungen angestellt werden. Ein Mahnmal ist jedenfalls bei Schloss Prösels aufgestellt. Elmar Perkmann hat die Inschrift entworfen.
Danke dem Team für Leseförderung für diese interessante Veranstaltung.
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