Schülerinnen und Schüler machen Schule aus

Schüler und Schülerinnen gestalten aktiv das Schulleben mit

Titel Projekte

In den Grundschulklassen werden Klassensprecher und Klassensprecherinnen gewählt. Diese vertreten die Anliegen der Mitschüler und Mitschülerinnen. Mitsprache und Mitgestaltung regen demokratisches Denken und Handeln an.

Beim „Schülertreff“, der regelmäßig an der Mittelschule veranstaltet wird, werden aktuelle Anliegen der Schüler*innenschaft besprochen. In diesem Gremium sind die Klassensprecher*innen der Mittelschule vertreten. Hier werden gemeinsame Initiativen im Verlauf des Schuljahres geplant und organisiert, hier werden aktuelle Anliegen der Schülerschaft gemeinsam mit der Schulführung und der Sozialpädagogin besprochen.

Vier Schüler und Schülerinnen werden im Laufe der ersten Klasse Mittelschule von der Klassengemeinschaft berufen und im zweiten und dritten Mittelschuljahr zu Streitschlichter*innen ausgebildet. Die Ausbildung stattet sie mit Basiskenntnissen gängiger Kommunikationstheorien aus und trainiert sie im Umgang mit Konflikten. In der dritten Klassen nehmen sich die Mediatoren und Mediatorinnen eines aktuellen Themas der Schulgemeinschaft an und verwirklichen dazu eine besondere Aktivität.

 

 

Für die ca. 200 Fahrschüler der Mittelschule ist die tägliche Fahrt zur Schule mehr als nur eine Transportzeit – Der Bus wird zum sozialen Raum, ein Ort, an dem Freundschaften geknüpft und Konflikte ausgetragen werden.
Die Mediator*innen haben Schüler und Schülerinnen, Busfahrer und den Busunternehmer Markus Silbernagl befragt und dabei Interessantes erfahren.

 

Mikrokosmos Schulbus – Schulbusgeschichten

An der Bushaltestelle in Völs stehen einige Kinder mit Schultaschen, immer wieder stoßen weitere dazu und schließlich kommt ein langer Bus von Seis und nachdem er den Kreisverkehr umfahren hat, hält er an, die Türen öffnen sich und die Schüler, die jetzt schon ziemlich viele sind, steigen ein. Einige nehmen ganz verständlich einen Sitzplatz ein, einige stehen schon, manche Plätze scheinen besetzt zu werden für solche, die später einsteigen.

Wie funktioniert diese scheinbar reibungslose Einteilung der Sitzplätze?

Thomas* aus dem Völser Bus erklärt: „Ganz vorne sitzen die Erstklässler, in der Mitte die Zweitklässer und ganz hinten die Drittklässler.“ Das bestätigt auch Lisa* aus dem Seiser Bus: Die „Dritten“ sitzen hinten, die „Zweitklässler“ in der Mitte, die Erstklässler vorne. Woher diese Einteilung kommt, weiß eigentlich niemand so genau zu erklären. Wenn allerdings ein Erstklässler, ohne Einwilligung der „Großen“, gegen dieses ungeschriebene Gesetz verstößt, gibt es schon mal heftige Auseinandersetzungen und auch aus vielen anderen Gründen kann es im Schülerbus zu Reibereien kommen.

Nach Konflikten und Gewaltsituationen befragt, erzählen die meisten Schüler und Schülerinnen, dass es, abgesehen von einem gewissen Lärmpegel, eigentlich ganz ruhig zugeht, dass man so gut es geht, zusammenrückt, um möglichst viele Sitzplätze zu schaffen. Auf den Strecken, auf denen kleinere Busse fahren, wird die Busfahrt zur Schule und wieder nach Hause als sehr angenehm empfunden. Dazu tun auch einiges die Busfahrer, die freundlich und nett seien, wie die Fahrschüler berichten. Vom Völser Schülerbus, der die längste Strecke mit den meisten Schülerinnen und Schülern fährt, allerdings wird erzählt, dass dort auch sogenannte „Späße“ gemacht werden, die eigentlich keine sind, die nicht erwünscht sind, bei denen eine Person aufs Korn genommen und bloßgestellt wird. Dem Schüler, dessen Mütze im Bus von einem zum anderen geworfen wird, kommt das gar nicht lustig vor, und keinem, dessen Aussehen oder Verhalten für beschämende Kommentare und Lacher herhalten muss, macht das Spaß: Wenn Außenstehende sich einmischen, würden sie mundtot gemacht, hat eine Schülerin erlebt.

Die tägliche Fahrt zur Schule kann ein günstiger Nährboden für Konflikte sein: wenig Platz, keine Fluchtmöglichkeit, viel Publikum für Aggressoren, ein Mix an Emotionen, viele Gepäckstücke … . Besonders auf längeren Fahrten, wenn der Platz eng wird und die Stimmung schwankt, gibt es Momente, die nicht immer harmonisch verlaufen: Wer kann hier, wer muss hier für Ordnung sorgen?

Die Zuständigkeit und somit auch das Recht der Schule auf der Einhaltung von Regeln zu bestehen, erlischt mit dem Einsteigen der Schüler im Bus. Der Busfahrer, so stellt Markus Silbernagl, der Chef von LIBUS klar, ist vor allem für eine sichere Fahrt verantwortlich, muss also in erster Linie auf die Verkehrsregeln und das sichere Manövrieren des Großfahrzeuges achten. „Wenn das Schülerverhalten eine sichere Fahrt gefährdet, dann kann der Busfahrer auch an einer Haltestelle anhalten und verlangen, dass die Schüler alle ruhig sitzen und sich regelkonform festhalten“, so Markus Silbernagl. Ein mögliches Mobbing, beleidigendes oder verletzendes Verhalten kann der Fahrer natürlich kaum ahnden, dies übersteige seine Zuständigkeiten und Möglichkeiten.

Den öffentlichen Schülertransport gibt es, seit es die Mittelschule gibt, gesetzlich verpflichtend seit dem Jahre 1977, und seitdem gab es auch immer wieder Probleme mit dem Verhalten der Schüler und Schülerinnen. Im Laufe der Jahrzehnte hat es sehr wohl Versuche gegeben, die Unruhe, eine bestimmte aufgeheizte Atmosphäre und Streitigkeiten um Sitzplätze in den Griff zu bekommen. So sind schon in den 70er-Jahren Bussprecher gewählt worden, mit dem Effekt, dass wohl nicht selten der Bock zum Gärtner gemacht worden war, wie Zeugen berichten.  Später sind sogar eine Zeitlang Eltern mitgefahren, um die Einhaltung zivilisierten Benehmens zu unterstützen.

Auf die Frage hin, ob die Fahrschüler sich im Laufe der Jahre verändert haben, weiß Silbernagl: „Das Verhalten in den Schülerbussen scheint sich in Wellen zu verändern, momentan erleben wir eine eher ruhigere Welle, ich höre kaum Beschwerden, das war aber schon mal anders, wir hatten mit wiederholten Vandalenakten zu tun und mussten auch Anzeige erstatten, wenn wie es einmal geschehen ist, die Fahrsicherheit durch das Zünden einer Rauchbombe gefährdet worden ist.“ Die sichere Busfahrt ist das erste Anliegen der Fahrer und des Fuhrunternehmers, der dabei aber betont: „Gefährliche Momente bei einer Busfahrt sind die Ankunft und die Abfahrt der Busse, das Ein- und das Aussteigen. Dabei sollte nicht gedrängt werden, Platz gemacht werden, dann kann der Bus sicher und übersichtlich in die Haltestelle eingeparkt werden.“

Damit Schüler und Schülerinnen auf diese Gefahrenmomente vorbereitet sind, organisieren Schule und Busunternehmen seit einigen Jahren gemeinsam die sog. „Busschule“, eine vom Busunternehmen Silbernagl speziell entwickelte Trainingseinheit für die Erstklässler: Die Schüler erleben z. B. wie blinde Winkel im Blickfeld des Fahrers oder Fliehkräfte bei einem Bremsvorgang wirken.

Tatsächlich haben Konflikte oder Streitigkeiten, wenn sie im Schülerbus ausgetragen werden, schon lange vorher auf dem Fußweg oder auf der Haltestelle oder in der Schule begonnen und dort schon bedenkliche Ausmaße angenommen. Hier können dann die Mediatorinnen der Mittelschule oder das ZIB mit der Sozialpädagogin wirksam werden: Sie können in der Schule etwas unternehmen.
Und auch das gibt es, dass unbeteiligte Beobachter Konflikte beobachten und sie melden. Fahrgäste mit Zivilcourage sind gefragt, wenn es darum geht, wiederholte Bosheiten oder auch bewusste Verunreinigungen oder Verwüstungen im Bus zu melden.
Weil Fahrgäste nicht davon ablassen können, die Sitzpolsterung der Busse „kreativ“ zu bearbeiten, hat sich die Firma Silbernagl zum Einbau von Sitzen mit Hartschaleneinfassung entschieden. Sie sind offenbar weniger bequem, können aber nicht so tiefwirkend verunstaltet werden. „Ich verstehe die Jugendlichen, wenn sie sich nicht gegenseitig verpetzen wollen, auch wenn es sich hier nicht um Kavaliersdelikte handelt. In den neuen Bussen sind deshalb Kameras installiert“, verrät Markus Silbernagl, „mit dieser Maßnahme versuchen wir das Eigentum der Firma, also unser Firmenkapital zu schützen. Die Tatsache, dass der Schülertransport so gut wie kostenlos ist, verleitet viele dazu zu glauben, die Busse seien Allgemeingut und damit müsse man nicht sorgsam umgehen.“

Auch wenn es manchmal, besonders auf der Heimfahrt schon ziemlich laut hergehen kann, die Busfahrer mögen ihre jungen Kunden. Christian und Reinhard wissen sich Respekt zu verschaffen, wenn hin- und hergerannt wird oder „geturnt“, dann nämlich werde es gefährlich. Ganz besonders geschätzt wird es natürlich, wenn gegrüßt wird und Lukas aus dem Seiser Bus erzählt, dass die Busfahrer immer ruhig bleiben und dass die Schüler sich auch jeweils beim Busfahrer bedanken, wenn er sie fährt.

Die Schüler und Schülerinnen schätzen die Tatsache des Schülertransportes und auch die Bemühungen, die Fahrt zur Schule möglichst gut einzuteilen und sicher zu gestalten. Wenn es Momente gibt, die unerfreulich sind, weil die Sicherheit aller gefährdet wird, weil fremdes Eigentum kaputt gemacht wird oder weil Schüler beleidigt oder verletzt werden, dann braucht es jene, die diese Vorkommnisse offen ablehnen oder melden. Eine erste Anlaufstelle wären die Mediatoren und Mediatorinnen der Mittelschule, die Sozialpädagogin, das ZIB oder auch das Sekretariat der Mittelschule.

Der Schülertransport ist mehr als nur ein tägliches Ritual – er ist ein Spiegelbild der sozialen Dynamik in der Schule und Gesellschaft. Die Verantwortung für ein respektvolles Miteinander liegt nicht nur bei den Lehrern oder Busfahrern, sondern auch bei den Schülern selbst. Mut und Zivilcourage sind gefragt, wenn es darum geht, Konflikte zu lösen und für eine sichere und respektvolle Umgebung zu sorgen.

 

Interview mit Markus Silbernagl zum Anhören

Interview mit Busfahrer Christian zum Anhören

Interview von Lenz mit Lukas zum Anhören

Interview von Marie mit Noemy zum Anhören

Interview von Lenz mit Lukas 2 zum Anhören

Interview von Marie mit Hannah zum Anhören

Interview von Marie mit Maria zum Anhören

Interview von Ava mit Jasmin zum Anhören

Interview von Marie mit Ava zum Anhören

Interview von Marie mit David 1 zum Anhören

Interview von Marie mit David 2 zum Anhören

Idee, Konzeption und Interviews Mediator*innen MS Kastelruth:

Marie Karbon, Alessia Berisha, Aleks Berisha, Amelie Kreil, Lara Urthaler

*Die Namen der Schüler*innen wurden verändert, sie sind der Redaktion bekannt.